Sehr geehrter Herr Bürgermeister Dieder,
sehr geehrte Damen und Herren,
da die Vorredner das Zahlenwerk des vorliegenden Haushaltsentwurfs
ausgiebig erläutert haben, gehe ich nicht noch einmal darauf ein. Es ist
nicht verwunderlich, dass die Haushaltsrede der CDU-Fraktion den
Ausführungen des Bürgermeisters sehr ähnelt. Auch die FDP-Fraktion zeigt
– wie im Bund – den Schulterschluss mit der CDU.
Die Finanzsituation der Stadt Heinsberg ist besorgniserregend. Wir haben
mit dem Einkommen kein Auskommen. Solch eine Finanzsituation würde im
privaten Haushalt dazu führen, dass man drastisch die Ausgaben senkt,
z.B. den Energieverbrauch überprüft, Versicherungen durchforstet,
Urlaube streicht, auf Vergnügungen verzichtet, günstig einkauft,
Anschaffungen genau überdenkt, Kredite vermeidet, Wertgegenstände
verkauft und dann auch noch die Einnahmen überprüft.
Die Stadt Heinsberg betrachtet nur die Einnahmeseite und weniger die
Ausgabeseite.
Bei der Einnahmeseite wird sofort reagiert mit den Erhöhungen der Steuern.
Bei der Ausgabenseite fehlt dagegen der Mut, die notwendigen Schritte zu
möglichenEinsparungen einzuleiten.
Hier spielten wohl eher politische Gründe als Verwaltungsaspekte eine
Rolle. Die begonnene interfraktionelle Zusammenarbeit war ein guter
Anfang, bei der die Stadt und deren Bürgerinnen und Bürger als Gewinner
hervorgegangen wären. Die SPD-Fraktion hat der interfraktionellen
Arbeitsgruppe unserer Ansicht nach zu früh den Rücken gekehrt und damit
kreative Lösungsansätze nicht möglich gemacht.
Selbst wenn wir den Mut hätten Lösungsansätze in den Rat einzubringen,
würde die Mehrheitspartei diese – schon aus Angst vor dem Verlust von
Wählerstimmen – ablehnen, um das Ergebnis der anstehend Kommunalwahl
2014 nicht zu gefährden. Was sich jetzt zeigt, war schon vor 4 Jahren zu
erkennen – und dennoch lässt man ein weiteres Jahr verstreichen. Auch
auf die Gefahr hin, dass dies zum Haushaltssicherungskonzept führen kann.
Die Ausgabenseite ließe sich unserer Meinung nach durch folgende
Maßnahmen reduzieren.
Ein grünes Ziel war immer schon die Reaktivierung der Bahnstrecke
Heinsberg-Lindern. Dies ist ein großer Pluspunkt für die Stadt. Wir
stellen allerdings fest, dass in der Euphorie der Förderung die
anteiligen Baukosten, die die Stadt zu tragen hat, den Haushalt
belasten. Die großzügigen Park-and Ride-Anlagen in Heinsberg, Dremmen
und Randerath reichen unserer Meinung nach aus. Wenn die Einwohner von
Karken, Kempen, Kirchhoven und den Nachbardörfern nach Heinsberg zur
Bahn fahren können müssen, ist es den Einwohnern aus Oberbruch, Porselen
und Horst auch zuzumuten, die Park-and-Ride-Anlagen in Heinsberg,
Dremmen oder Randerath anzufahren. Bei Verzicht auf die
Park-and-Ride-Anlagen in Horst, Porselen und Oberbruch würden sich die
Einsparungen in diesem Jahr auf ca. 28.000 € belaufen. Dazu kämen die
jährlich anfallenden Bewirtschaftungskosten von ca. 5.000 € .
Welche Möglichkeiten zur Einsparung hat die Stadt Heinsberg noch?
Durch unsere Anfrage in der Rastsitzung vom 14.12.2012 haben erfahren,
dass in 2013 Mehrkosten von ca.58.300 € aufgrund der ansteigenden
Strompreise zu erwarten sind. Ein externes Energiegutachten wurde von
der Stadt bereits beauftragt. Dennoch gelingt es nicht, die oben
genannten Mehrkosten aufzufangen. Hier stellt sich die Frage nach der
Umsetzung des Gutachtens.
Unser Vorschlag, ein neues Beleuchtungskonzept für diesen Saal zu
erarbeiten und dadurch die vorhandenen Glühlampen zu entfernen, wurde
von Seiten der Verwaltung durch Polemik abgetan.
Die vorgelegte Berechnung halten wir für sehr lapidar. Die Nutzungszeit
der Beleuchtung im großen Ratssaal von 22,5 Std./Jahr halten wir für
falsch. Unseres Wissens nach führt die CDU Fraktion ihre Sitzungen in
diesem Raum durch. Geht man davon aus, dass die Fraktion, ca. 1 x im
Monat 3 Stunden tagt, so erhöht sich die Nutzungszeit der Beleuchtung
schon auf ca. 58,5 Stunden pro Jahr. Als Beleuchtungskörper wird noch
die Glühbirne eingesetzt. Die aber ist nicht mehr auf dem Markt. Seit
dem 1.9.2012 dürfen nur Glühlampen mit einem Lichtstrom < 60 Lumen
(entspricht etwa 10 Watt) vertrieben werden. Die Alternative sind
LED-Leuchten mit dem Vorteil einer hohen Effizienz, Lichtausbeute und
einer deutlich längeren Lebenszeit. Der Energieverbrauch reduziert sich
um ca. 80%. Die höheren Anschaffungskosten finanzieren sich durch den
Verzicht auf die nächsten Weihnachtsfeiern. Verzicht für Klimaschutz.
Dieser Aspekt könnte auch Sie, Herr Lowis, als letzter großer Anhänger
der Glühbirne zum Umdenken bewegen.
Ein weiteres Einsparpotential hinsichtlich der Bewirtschaftungskosten
ergäbe sich bei dem mutigen Durchforsten der städtischen Liegenschaften.
Was passiert in Zukunft mit dem Schulzentrum Oberbruch, sollte die
Sekundarschule nicht genügend Anmeldungen haben? Was passiert mit der
Hauptschule Heinsberg? Wie wird es mit den Grundschulen, den Stadthallen
und den Schwimmbädern weitergehen?
Die Umsetzung des Brandschutzbedarfsplanes macht es erforderlich, die
Standorte der freiwilligen Feuerwehren zusammenzufassen. Die
freiwerdenden Feuerwachen sollten so schnell wie möglich verkauft oder
abgetreten werden. Hier müssen Weichen gestellt werden und die Politik
ist gefragt.
Auch die Effektivität und die Ausgaben für den Sicherheitsdienst am Lago
stellen wir in Frage:
Hohe Kosten, geringe Einnahmen und wenig Nutzen - trotz einer
umfassenden Satzung. Hier gäbe es sicherlich Einsparungen im 5-stelligen
Bereich. Da loben wir uns die Politessen, die Gelder für die Stadt
einbringen.
Die angespannte Haushaltslage macht es erforderlich Beschlüsse zu
überdenken.
Wie schwer tunen sich CDU und Bürgermeister damit, Satzungsbeschlüsse
zurück zu nehmen. Einer davon ist die Höhe der Tanzflächensteuer. Mit
der Senkung dieser Steuer haben wir im jetzigen Haushalt - und werden in
zukünftigen Haushalten - jährlich auf ca. 100.000 € verzichten.
Für viele Angebote der Stadt muss der Bürger Gebühren bezahlen.
Eine Erhebung von Gebühren für die geschäftliche Nutzung der Gehwege und
Plätze
halten wir daher für richtig. Sie sollte auch mit wenig
Verwaltungsaufwand umgesetzt werden können. Damit würde die
Einnahmeseite der Stadt verbessert.
Das Bundesgesetz für den Ausbau der U3-Betreuung ist ein wichtiger
Schritt für die Familien, in denen beide Elternteile berufstätig sind
oder sein müssen - oder ein Elternteil alleinerziehend ist. Die Stadt
Heinsberg ist hier auf dem richtigen Weg. Allerdings hat die Stadt die
Personalkosten zu tragen. Es geht nicht an, dass die schwarz-gelbe
Bundesregierung Gesetzte erlässt, die die Kommunen derartig belasten.
Heinsberg hat heute keine attraktive Schullandschaft. Von der
Gemeinschaftsschule erhofften alle die gemeinsame Lösung der
Bildungsprobleme in der Stadt. Ein „anderer Weg zum Abitur“ hieß der
„Heinsberger Konsens“, auch die Aussagen aller Schulentwicklungspläne
und Gutachten bestätigten dies. Auch die Dächer einer neuen Schule sind
schon gebaut. Ebenfalls haben wir eine genügend große Anzahl Schüler für
eine Oberstufenschule. Bei den Grundschulabgängern in der Stadt
Heinsberg haben für das kommenden Schuljahre 109 Schüler eine gymnasiale
Empfehlung. Für die Stadt Heinsberg ist die Sekundarschule
offensichtlich nicht die richtige Alternative. Diese Schulform wird von
Eltern und Schülern nicht in Anspruch genommen. Jetzt ist guter Rat
teuer! Welche Schulformen sollen bleiben und welche soll es zukünftig
geben? Die jetzt vorhandene Schullandschaft bewirkt ein Abwandern in die
attraktiveren Schulen der Nachbarkommunen. Mit der Entscheidung zur
Sekundarschule, ohne die Eltern vorher zur gewünschten Schulform befragt
zu haben, hat die Mehrheitsfraktion ganze Arbeit geleistet.
Für den demografischen Wandel sollten die Weichen gestellt werden. Auch
die Stadt Heinsberg wird vom Anstieg der Bevölkerung über 60 Jahre
betroffen sein. Es sollte eine zentrale Aufgabe der Stadt werden, die
Flächenentwicklung entsprechend zu steuern. Ein erster Schritt dahin ist
die Hedwigstraße. Der Grundsatz „Innenentwicklung vor Außenentwicklung“
kommt hier zum Tragen. Das sollte auch für die Dörfer berücksichtigt
werden. Eine angepasste Infrastruktur ist dazu nötig. Es ist fraglich,
ob ein Glasfasernetz die oberste Priorität bei der älteren Bevölkerung
hat - oder sind nicht eher der Arzt, der Lebensmittelladen oder der ÖPNV
wichtiger?
Von wenig Bürgerfreundlichkeit zeugt das Verhalten der Mehrheitsfraktion
zur Dichtigheitsprüfung.
Es stößt bei uns auf völliges Unverständnis, wie man dem Antrag der
Grünen Fraktion auf das Aussetzen der Satzung zur Dichtheitsprüfung bis
zur endgültigen Entscheidung auf Landesebene nicht zustimmen konnte.
Hier hätte man einigen Kempener Bürgerinnen und Bürger erhebliche Kosten
ersparen können.
Dieser vorgelegte Haushalt für 2013 und auch die mittelfristige
Finanzplanung sind ein Verharren auf dem Status Quo. In der Hoffnung,
dass auch ja nichts dazwischen kommt. Der Haushalt ist gekennzeichnet
von der Abwicklung begonnener Investitionen, bei etwa gleichem
Schuldenstand, bei höheren Steuern und gleichzeitigem Verzehr des
Eigenkapitals. Das Risiko ist uns zu hoch.
Mit dem gleichen Schluss-Satz wie in der letzten Haushaltsrede von 2012
endet auch die Haushaltsrede 2013 :
Dies alles, verbunden mit der geplanten einseitigen Belastung der
Bürgerinnen und Bürger der Stadt Heinsberg, veranlasst uns, diesem
Haushalt nicht zuzustimmen.
es gilt das gesprochene Wort.
Heinsberg, 27.02.2013
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